Interdisziplinäre Arbeitsgruppe

KONFLIKTLANDSCHAFTEN


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Methoden und Befunde

Bei der Erfassung, Kartierung und Dokumentation von Gewaltorten hat sich die Entwicklung einer interdisziplinären Methodenkette aus geschichts- und geowissenschaftlichen Verfahren und Techniken bewährt.

Je nach Ausgangslage, historisch-archäologischer Lokation und der Fragestellung kann diese an das konkrete Vorhaben angepasst und ausgestaltet werden. Prinzipiell unterscheiden wir bodenkundliche bzw. bodenwissenschaftliche, fernerkundliche, nicht- und minimalinvasive geoarchäologische und archäologische Methoden, geschichtswissenschaftliche sowie kulturwissenschaftliche Ansätze, die wir in einem interdisziplinären Team auf unsere Fragestellungen und Erkenntnisziele einerseits, die Gegebenheiten des Untersuchungsgebiets andererseits zuschneiden [IAK].



Bei der Untersuchung im Bereich des Lagers Aschendorfermoor haben wir uns zunächst für ein explorativ ausgerichtetes Methodenset entschieden: Dies bedeutet für die erste Phase der Untersuchung, dass zunächst Recherchen und Datenanalysen durchgeführt wurden, indem historische Dokumente ausgewertet und in einem Geographischen Informationssystem (GIS) zusammengeführt wurden [vgl. Lünen, A. von (2011), o.A.]. Dabei handelte es sich vor allem um historische Luftbilder, Planskizzen und Baupläne des Lagers, auf denen Infrastrukturen verzeichnet und Bauphasen erkennbar sowie Anhaltspunkte für mögliche Grablagen erkennbar waren. Diese georeferenzierbaren Quellen konnten in einem zweiten Schritt mit den Ergebnissen fernerkundlicher Analysen kombiniert werden, zu denen u.a. rezente Orthofotografien und LiDAR-basierte Geländemodelle zählen [vgl. Bofinger, J. u. Hesse, R. (2011), o.A.].

Das so entstehende GIS dient zur Vorbereitung der eigentlichen Prospektion vor Ort und zur Einbindung der bei der Feldforschung gewonnenen Daten.



Die zweite Phase der Untersuchung umfasste die eigentliche Feldforschung am Ort selbst. Dabei wurde zunächst eine geophysikalische Prospektion der zu untersuchenden Grablagen (A, nur im Bereich des Ehrenfriedhofs) und (B) sowie eines größeren Ausschnitts des Lagerareals (Gefangenenlager) durchgeführt, nachdem die Flächen durch Absteck- und Vermessungsarbeiten vorbereitet waren.

Eine Magnetometerprospektion mit einem Fluxgate-Magnetometer (Typ Bartington GRAD 601dual) beruht physikalisch auf feinen Messungen von Veränderungen im lokalen Erdmagnetfeld, die durch Bodenumlagerungen, Gegenstände im Boden oder bodenbildende Prozesse verursacht werden können. Die Messungen erfolgen in Quadranten unterschiedlicher Größe. Mit einer maximalen Größe von 40 mal 40 Metern sind wir in der Lage, große Flächen rasch zu erfassen [vgl. Fassbinder, J. (2007), o.A.]. Die Ergebnisse der Magnetometrie geben einen ersten Überblick über Funde und Befunde im Untergrund.

Die Magnetometerprospektion dient also gewissermaßen einer Kartierung des Untergrundes und hilft uns, Funde und Befunde zu identifizieren, die im Anschluss mit weiteren Verfahren differenziert betrachtet werden.

Prospektierte Flächen im Bereich des Lagers II [Esri Basemap Imagery].

Bei der Untersuchung im Aschendorfermoor, bei der wir bedingt durch die Bauweise der Lagerinfrastrukturen im Häftlingsbereich keine Fundamentreste im Boden erwartet haben, für die sich etwa eine Vermessung mit Hilfe geoelektrischer Verfahren angeboten hätte, sind neben der Magnetometerprospektion profilorientierte Georadarmessungen (IDS Opera Duo) vorgenommen worden [vgl. Ulrich u. a. (2007), o.A.]. Diese Methode haben wir an ausgewählten Stellen zum Einsatz gebracht, an denen sich aus den Ergebnissen der Magnetometerprospektion, aus LiDAR Daten oder aus der Rekonstruktion der historischen Gegebenheiten im GIS Auffälligkeiten zeigten.

Im Unterschied zur Magnetometerprospektion, aus der sich prinzipiell eine 2-D Aufnahme des Untergrundes ergibt, liefert eine Georadarmessung Informationen über den Zustand des Untergrundes in drei Dimensionen bis in eine Tiefe von mehreren Metern.

Zur Auswertung der Ergebnisse und zur Auswahl der weiter zu untersuchenden Flächenausschnitte wurden die verortbaren Visualisierungen aus der geophysikalischen Prospektion mit historischen Quellen und den fernerkundlichen Datenebenen ins GIS eingepflegt.   

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